Aufbau der
„Gaia-X Hub Austria – Domain Manufacturing“
Ein prägendes Thema in der Digitalisierung der Produktion ist die zunehmende Vernetzung von Produktions- oder Fertigungsstätten. Maschinen und Produktionslinien werden mittels Digitalisierung vernetzt und an IT-Systeme angebunden. Moderne Industrieanlagen sammeln Daten und sind mit vor- oder nachgelagerten Assets digital verbunden. Der firmenübergreifende Datenaustausch („Data Sharing“) mit Kundinnen oder Lieferanten gilt als nächster Schritt für die digitale Produktion und bildet die Grundlage für Effizienzsteigerungen in Wertschöpfungsnetzwerken. Österreichs Industrie ist geprägt von hochspezialisierten Unternehmen („Hidden Champions“), die in globalen Wertschöpfungsprozessen mit ihren Produkten wesentliche Rollen spielen. Data Sharing birgt für die österreichische Industrie daher besonders viel Potenzial.
Effizienzsteigerungen durch Data Sharing sind für Österreichs produzierende Betriebe theoretisch möglich, in der Praxis aber überwiegend eine Zukunftsvision. Es gibt noch zahlreiche Fragestellungen, die adressiert werden müssen, um wirtschaftliche Vorteile für Österreichs Betriebe zu erzielen. Das Problem dabei: das Thema ist komplex, es gibt unterschiedliche wirtschaftliche und politische Initiativen, konkurrierende Standards und Software-Architekturen sowie eine Vielzahl an Projekten mit unterschiedlichen Zugängen. Die Anzahl der Personen, die sich in österreichischen Industriebetrieben mit dem Thema auseinandersetzen, ist jedoch sehr begrenzt, die Ressourcen für die Beschäftigung mit dem Thema zumeist gering.
Begrenzte zeitliche und personelle Ressourcen führen zur Passivität vieler Industrieunternehmen. Häufig wartet man ab, man lässt die Entwicklungen auf sich zukommen und reagiert dann, wenn durch Kunden oder staatliche Regulierung Bedingungen vorgegeben werden. Eine solche reaktive Haltung kann jedoch kurzfristig zu einem Kompetenzengpass, mittelfristig zu ausbleibenden Aufträgen und langfristig zu einem Verlust der eigenen Wettbewerbsfähigkeit führen.
Hier setzt der Gaia-X Hub Austria in der Domain Manufacturing an. Gemeinsam mit dem EIT-Manufacturing CLC East, dem Austrian Institute of Technology, der Technischen Universität Wien, dem Know-Center und der Data Intelligence Offensive wird die Plattform Industrie 4.0 die Aktivitäten in Österreich bündeln und mehrere Zielsetzungen verfolgen, darunter:
- Gemeinsamer Wissensaufbau zu Data Sharing in der Produktion: Gemeinsam sammeln wir Informationen zu unternehmensübergreifendem Datenaustausch und machen diese zugänglich. Dazu gehören insbesondere Informationen zu Initiativen und Standards sowie zu wichtigen Leuchtturmprojekten mit Relevanz für die österreichische Industrie.
- Erfahrungsaustausch und Netzwerkaufbau zu Data Sharing in der Produktion: Wir moderieren einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch zum Thema. Die Vernetzung der österreichischen Akteure sowie deren Anbindung an (europäische) Initiativen und Projekte stehen im Mittelpunkt der Aktivitäten.
Die österreichische „Manufacturing Domain“ soll eine Drehscheibe für Informationen, Kontakte und Umsetzungsvorhaben sein.
Dafür wichtig ist die Anbindung an bestehende Organisationen und Unternehmungen:
- Europäische Netzwerke: Wir binden die österreichische Industrie bestmöglich in die Aktivitäten europäischer Netzwerke und in deren Ökosysteme ein, z.B. über das EIT Manufacturing und die Digital Factory Alliance.
- Nationale Netzwerke: Wir machen Erfahrungen aus anderen Branchen und Projekten für die Produktion zugänglich und bauen dabei z.B. auf den Aktivitäten der Data Intelligence Offensive (DIO) oder anderen thematischen Bereichen auf.
- Standardisierungsinitiativen: Wir beobachten internationale Standardisierungsinitiativen und informieren die österreichische Industrie. Die Plattform Industrie 4.0, das AIT und die DIO sind z.B. Mitglied der Gaia-X AISBL, zudem kooperiert die Plattform Industrie 4.0 mit Austrian Standards International, OVE und IEEE.
- Forschungsinitiativen: Alle Partner sind in unterschiedlichen wissenschaftlichen Projekten engagiert und ziehen gemeinsam Rückschlüsse für die Produktion. Die TU Wien leitet beispielsweise das Projekt PilotLin-X, das den Datenaustausch zwischen österreichischen Pilotfabriken und den „Austrian Manufacturing Innovation Data Space“ (AMiDS) umsetzt.
- Leuchtturmprojekte im Bereich der Produktion: Wir suchen nach Möglichkeiten zur Anbindung produzierender österreichischer Unternehmen an nationale und internationale Projekte. Dazu gehören z.B. die österreichischen Projekte EuProGigant und ChampI4.0ns. Die Plattform Industrie 4.0 ist darüber hinaus eng abgestimmt mit der deutschen Plattform Industrie 4.0 zu Manufacturing-X, Partner des niederländischen „Smart Connected Supplier Network“ (SCSN) sowie Mitglied des Konsortiums zur Vorbereitung der europäischen Datenräume (Data Space 4.0).
- Unterstützung bei der Implementierung von Data Spaces: über den European Digital Innovation Hub AI5production bekommen KMU und Mid Caps (Unternehmen mit bis zu 3000 Mitarbeiter:innen) Unterstützung und Expertise, die zu 100% aus öffentlichen Mitteln von Digital Europe und dem BMAW über die FFG finanziert wird.