Nachbericht
|November 15, 2022

Gaia-X Hub AT Gruppenbild

© EFA/Philipp Huber

Gaia-X Hub Austria diskutierte in Alpbach mit Vertreter:innen aus Industrie und Verwaltung die notwendige Positionierung Österreichs in einem zukünftigen souveränen, digitalen Europa

Durch die globale Digitalisierung in allen Gesellschaftsbereichen wird der Wohlstand zukünftiger Generationen von datenbasierten Geschäftsmodellen beeinflusst. Europa muss seine wirtschaftliche und technologische Stärke sowie sein politisches Gewicht in den digitalen Raum übertragen. Keines der großen globalen Internet- oder Datenunternehmen kommt aus Europa und die Abhängigkeit der EU in der Datenwirtschaft liegt auf der Hand. Neue Regulierungsstrategien und Gesetze für den Umgang mit Daten sowie neue am Markt angebotene Fähigkeiten und IT-Dienste müssen bestehende Monopolstrukturen aufbrechen, um Fortschritt in und für Europa zu ermöglichen. Mit der Gaia-X Initiative ist Europa angetreten, größtmögliche Datensouveränität für künftige Daten-getriebene Märkte sicherzustellen. Vertraulich­keit, Datenschutz, Cybersicherheit, Technologieneutralität und Interoperabilität sind dabei europäische Kernwerte. Gaia-X stellt Regelwerke für einen souveränen organisationsübergreifenden Datenaustausch, als auch entsprechende Software-Komponenten nach dem Open Source Prinzip zur Verfügung. Roland Fadrany, Chief Operating Officer (COO) der Gaia-X European Association for Data and Cloud AISBL, präsentierte diese strategische Zielsetzung und den Stand der aktuellen Technologieentwicklung. Thomas Hahn, Siemens AG, Chief Expert Software und Präsident der Data Value Association (BDVA), unterstrich die grundlegende Bedeutung eines effektiven, sicheren und souveränen Daten­austausches für die europäische Industrie anhand bereits existierender Industrieprojekte und leitete daraus die grund­legenden Anforderungen an Gaia-X ab. Ferner ist aufgrund der globalen Geschäfte eine weltweite Umsetzung nötig.

Um diese digitale Entwicklung auch für den österreichischen Standort fassbar zu machen und österreichische Interessen einzubringen, richtete in einer vorbildlichen Initiative das Staatssekretariat für Digitalisierung im Bundesministerium für Finanzen (BMF) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Ende März 2022 den Gaia-X Hub Austria ein (www.gaia-x.at). Ein von beiden Ministerien unterstützes Management Board nahmhafter Expert:innen der österreichischen IKT-Community stellt unter dem Vorsitz von Helmut Leopold, Head of Center for Digital Safety & Security am AIT, die effektive Umsetzung der Hub-Ziele sicher: Die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen soll gestärkt, die Souveränität in einer modernen Datenwirtschaft gesteigert und wichtige Akzente zur grünen Transformation gesetzt werden.

Florian Tursky, Staatssekretär für Digitalisierung und Telekommunikation im BMF, betonte die Bedeutung des standardisierten Regelwerks von Gaia-X für einen einfachen Datenaustausch, mit dem auch KMUs die Vorteile von Datenräumen nutzen können, als Basis für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Henriette Spyra, Sektionsleiterin Innovation & Technologie im BMK, strich die notwendige Kollaboration verschiedener Akteure als Voraussetzung für nachhaltige Wertschöpfungsketten sowie die Notwendigkeit hervor, Datengrundlagen und -schnittstellen für die grüne Transformation zu nutzen. Jochen Borenich, Member of the Executive Board K-Businesscom AG, unterstrich, dass österreichische IT Unternehmen eine hohe fachliche IT-Kompetenz aufweisen, um die anspruchsvollen Gaia-X Ziele zur Schaffung von modernen Daten-Öksosystemen auch in Österreich umzusetzen. Christof Tschohl, Leiter Research Institute – Digital Human Rights Center, bezeichnete Computersicherheit als verfassungsrechtlich zu schützendes Gut und hob hervor, dass die europäische Datenschutzagenda internationale Vorbildwirkung hat und nicht im Widerspruch zu sinnvollen Daten-Geschäftsmodellen steht. Roland Fadrany attestierte dem österreichischen Hub als etablierte Informationsdrehscheibe eine Vorbildwirkung, insbesondere bei der Gestaltung länderübergreifender Kooperationsinitiativen und der klaren Definition von Erfolgskriterien. Helmut Leopold hob die grundlegende Wichtigkeit der engen und vertrauensvollen Kooperation von Politik, Verwaltung, Industrie und Forschung hervor, um mit einer gut gestalteten Digitalsierung einen Beitrag zur Lösung der großen Herausforderungen der Zukunft unserer Gesellschaft und Wirtschaft zu leisten.

Anhand der Anwendungsbeispiele „CO2 Footprint in Manufacturing“ – am Beispiel des europäischen Projekts EuProGigant – sowie “Kreislaufwirtschaft in der Batterieproduktion“ wurden die verschiedenen strategischen, operativen, als auch technischen Aspekte zur Umsetzung künftiger Datenmodelle von den Gaia-X Hub Austria Experten Mario Drobics, Head of Competence Unit Cooperative Digital Technologies am AIT, Christian Tauber, Head of Platform Services, K-Businesscom AG, Roland Sommer, Geschäftsführer Industrie Plattform 4.0 und Tobias Höllwarth, EuroCloud, mit den Teilnehmenden erörtert. Das Resümee der Diskussion war, dass es jetzt entscheidend ist, europa-weite Kollaboration zu forcieren sowie das Gaia-X-Regelwerk als Ausgangspunkt für den Aufbau von Daten-Ökosys-temen zu nutzen, um nachhaltige ressourcenschonende Produktionsprozesse und Kreislaufwirtschaften, modernes Umweltmanagement, CO2-Reduktion, erneuerbare Energiesysteme und effiziente Gesundheitssysteme, etc. zu bauen.